Dienstag, 4. März 2003

Goethe: An Schwager Kronos (für einen Gedichtvergleich)

An Schwager Kronos 1789

Spude dich, Kronos! Fort den rasselnden Trott! Bergab gleitet der Weg; Ekles Schwindeln zögert mir vor die Stirne dein Zaudern. Frisch, holpert es gleich, Über Stock und Steine den Trott Rasch ins Leben hinein!

Nun schon wieder Den eratmenden Schritt Mühsam Berg hinauf! Auf denn! Nicht träge denn! Strebend und hoffend hinan!

Weit, hoch, herrlich der Blick Rings ins Leben hinein! Vom Gebirg zum Gebirg Schwebet der ewige Geist, Ewigen Lebens ahndevoll.

Seitwärts des Überdachs Schatten Zieht dich an Und ein Frischung verheißender Blick an der Schwelle des Mädchens da. Labe dich! - Mir auch, Mädchen, Diesen schäumenden Trank, Diesen frischen Gesundheitsblick!

Ab denn, rascher hinab! Sieh, die Sonne sinkt! Eh sie sinkt, eh mich Greisen Ergreift im Moore Nebelduft, Entzahnte Kiefer schnattern Und das schlotternde Gebein:

Trunknen vom letzten Strahl Reiß mich, ein Feuermeer mir im schäumenden Aug, Mich Geblendeten, Taumelnden In der Hölle nächtliches Tor!

Töne, Schwager, ins Horn, Raßle den schallenden Trab, Daß der Orkus vernehme: wir kommen! Daß gleich an der Türe Der Wirt uns freundlich empfange!

An Schwager Kronos 1771 Spude dich, Kronos! Fort den rasselnden Trott! Bergab gleitet der Weg; Ekles Schwindeln zögert Mir vor die Stirne dein Haudern. Frisch, den holpernden Stock, Wurzeln, Steine den Trott Rasch ins Leben hinein!

Nun schon wieder? Den eratmenden Schritt Mühsam Berg hinauf! Auf denn! nicht träge denn! Strebend und hoffend an.

Weit hoch herrlich der Blick Rings ins Leben hinein, Vom Gebürg zum Gebürg Über der ewige Geist, Ewigen Lebens ahndevoll.

Seitwärts des Überdachs Schatten Zieht dich an Und der Frischung verheißende Blick Auf der Schwelle des Mädgens da. Labe dich! – Mir auch, Mädgen Diesen schäumenden Trunk, Und den freundlichen Gesundheits Blick!

Ab dann frischer hinab! Sieh die Sonne sinkt! Eh sie sinkt, eh mich faßt Greisen im Moore Nebelduft, Entzahnte Kiefer schnattern Und das schlockernde Gebein.

Trunknen vom letzten Strahl Reiß mich, ein Feuermeer Mir im schäumenden Aug, Mich Geblendeten, Taumelnden In der Hölle nächtliches Tor.

Töne, Schwager, ins Horn, Raßle den schallenden Trab, Daß der Orkus vernehme: ein Fürst kommt. Drunten von ihren Sitzen Sich die Gewaltigen lüften.

Quelle: gutenberg2000.de, "Goethe Werke", Insel Verlag, Frankfurt am Main 1998 (lausig abgetippt, keine Garantie)

# | 4.3.2003, 18:31 | mglw. hilfreich