Plötzlich ist man mitten drin statt nur dabei
Jetzt neigt sich das erste (man sagt ja so: berufsqualifizierende) Studium dem Ende, im Sommer ist es soweit. Anderthalb Meter Ordner, zwei Meter Bücher, drei Jahre Studium. Angedacht ist ja, ich stelle mir vor, es könnte doch so aussehen: Nach der Abschlussarbeit im August noch schnell ein paar Tage in die Hochalpen und dann los ins nächste Praktikum, um dann im Oktober in einer großartigen Stadt mit mindestens ebenso gearteter Universität ein Masterstudium anzugehen. Einstiegsqualifikationen für Verwertung meinerseits in, sagen wir mal, Jobs bringe ich mit: Selbstorganisation und schnelles Einarbeiten in Themen und organisationelle Kontexte neben einer Fachkenntnis der politischen Interessenvertretung. Locker zitiert nach Frantz (2005): Karriere in NGOs, Politik als Beruf jenseits der Parteien auf Seite 105, ein ganz aufschlussreiches Buch dann auch. Vier Grundtypen bezahlter Mitarbeiter werden ausgemacht: Technokrat, Generalistin, Theologe und Quereinsteigerin mischen in NGO-Geschäftsstellen mit. Erschreckend viel Neues gibt es nicht zu erlesen für Praktikanten und sonstige Insider der Szene, dann aber werden eigene Beobachtungen mit der Essenz aus 74 Experteninterviews untermauert und abgesichert.
Wird der Protagonist die Stadt verlassen müssen, die er in Mails seit November nur noch liebevoll „Drecksstadt“ betitelt? Es gibt keine mobile Gesellschaft, es gibt nur bewegliche Ziele. Am Ende dieses Aufsagers dann die Phrasenmaschine: Es bleibt spannend, wir können alle weiteren Entwicklungen nunmehr abwarten. Das hat etwas von Zügel aus der Hand- und sich schicksalshörig irgendwie irgendwas hingeben, aber, um in elenden Bildern zu bleiben, die Weichen sind gestellt, Entscheiden tun jetzt andere. Stimmt nicht, klingt aber einigermaßen dramatisch, tatsächlich ist’s wie so immer eine unspektakuläre (und gut schmeckende! und wohlbekömmliche! und zuckersüße!) Melange.
(1311 Tage, da möchte man ja mal was schreiben.)