Goethe: Die Nacht / Die schöne Nacht (für einen Gedichtvergleich)
Die schöne Nacht später
Nun verlaß ich diese Hütte, Meiner Liebsten Aufenthalt, Wandle mit verhülltem Schritte Durch den öden, finstern Wald. Luna bricht durch Busch und Eichen, Zephir meldet ihren Lauf, Und die Birken streun mit Neigen Ihr den süßen Weihrauch auf.
Wie ergötz ich mich im Kühlen Dieser schönen Sommernacht! O wie still ist hier zu fühlen, Was die Seele glücklich macht! Läßt sich kaum die Wonne fassen! Und doch wollt ich, Himmel, dir Tausend solcher Nächte lassen, Gäb mein Mädchen Eine mir.
Die Nacht früher
Nun verlaß ich diese Hütte, Meiner Liebsten Aufenthalt, Wandle mit verhülltem Tritte Durch den ausgestorbnen Wald. Luna bricht die Nacht der Eichen, Zephirs melden ihren Lauf, Und die Birken streun mit Neigen Ihr den süßten Weihrauch auf.
Schauer, der das Herze fühlen, Der die Seele schmelzen macht, Flüstert durchs Gebüsch im Kühlen. Welche schöne, süße Nacht! Freude! Wollust! Kaum zu fassen! Und doch wollt’ ich, Himmel, dir Tausend solcher Nächte lassen, Gäb’ mein Mädgen Eine mir.
Quelle: gutenberg2000.de, "Goethe Werke", Insel Verlag, Frankfurt am Main 1998 (lausig abgetippt, keine Garantie)
# | 4.3.2003, 18:22 | mglw. hilfreich