die taxifahrer
Es ist zwei und ich kann nicht schlafen.
In der Bahn aus Hamburg lauter Angestellte, die mal in der großen Stadt was losmachen waren, sie trinken Fusel, sie sind laut, ordinär, ich fliehe vor ihnen in ein anderes Abteil. Es stinkt nach Rauch. Aus dem Fenster sehen ist nicht, zu hell innen, viel zu dunkel draußen, eigentlich gibt es da auch nix. Ich lese ein Buch, in dem zwei Kerle Bahn fahren und sich ihr Leben erzählen (der eine ist auch noch ein Rabe), ich sitze alleine in diesem Zug und finde es großartig. Um halb zwölf endlich in Bremen. Die Straßenbahnen fahren nicht mehr, die Nachtlinien erst in 22 Minuten. Ich gehe die Strecke nach Hause.
Mir müsste kalt sein, mir ist nicht kalt. Ich laufe quer durch Bremen, kein Witz, Bahnhof, Wallanlagen, Innenstadt, Weserbrücke, Neustadt, so groß ist es alles nicht, irgendwann überholt mich die Bahn, mir ist nicht kalt, und das ist merkwürdig, ich habe kaum was an, der Schaal ist irgendwo im Rucksack. Mir begegnen nicht wirklich Menschen, alles ist leer, alles ist still, die Straßenbeleuchtung taucht alles in ein gelbliches Licht. Vor dem Krankenhaus dösen drei Taxifahrer in ihren laufenden Wagen und gucken mich böse an, Bursche, warum hast du kein Taxi genommen, wer geht bei der Kälte denn zu Fuß, komm du mal zu dicht an unsere Wagen ran, wir zimmern dir unsere Wagentüren voll vors Schienenbein, wirst schon sehen, was du davon hast, mindestens eine Grippe.
Ich gehe die Treppen hoch. Ohne Licht, dafür erstaunlich sicher. In die Küche, Tee kochen. Musik angemacht. Tee getrunken. Stündlich kommt eine Bahn vorbei. Und immer noch das gelbliche Licht.
Irgendwann wird es wieder hell. Die Taxifahrer sind immer noch da. Sie warten auf mich. Und dich.