Norbert Juretzko (2004): Bedingt Dienstbereit
In einer Nacht durchgelesen, keine Minute aus der Hand gelegt. Anfänglich noch die Sorge, es könne sich bloß um Erinnerungen aus einer Zeit handeln, in der ich noch zu jung zum denken war. Aber dann, 1992, 1994, 1997, dieses Buch ist aktuell. Die angebliche Visa-Affäre gleich mit anderen Augen gesehen (Ja! Ich! Naivling!). Oh, und die Amerikaner kommen so lässig rüber wie im schönsten Agentenfilm.
Eine Liste der Bücher, die einmal zu später Stunde hier eingetragen werden könnten:
— Ben Schott (2002): Schott's Original Miscellany — David Sedaris 2000): Me Talk Pretty One Day — Anthony Bourdain (2004): So koche ich — Marek van der Jagt (2002): Amour fou — Harry Rowohlt (2004): Alfred Polgar. Das große Lesebuch — Pepin van Roojen (2003): Structural Package Designs
Frédéric Beigbeder (2004): Windows on the World
Eine Collage. Der Autor denkt über 9/11 nach, bereist New York mit der Concorde, erzählt aus seinem aufregenden Leben, parallel dazu werden die letzten paar Minuten eines Familienvaters (geschieden) und seiner beiden Söhne geschildert, die im Restaurant über dem Eintrittsloch eines der Flugzeuge auf ihren Tod warten. Funktioniert leider nicht, die Abhandlungen des Autors zur Kulturgeschichte, zu den Ereigenissen: alles viel zu banal. Es labert sich dem Ende entgegen, und am Ende ist nix bei rumgekommen. Im Prinzip eine nette Idee, aber als Medien aufnehmender Mensch habe ich schon dermaßen viel über das Thema gelesen, dass diese simplen Ansichten eines Clowns es nicht bringen. Peinlichst: Zwei Yuppies müssens dann noch schnell tun, passt zwar nicht ins Buch, aber hey, der Effekt.
Douglas Coupland (1996): Microsklaven
Ein nerviges Buch, anscheinend ist der Witz an der ganzen Geschichte, dass diese Menschen nie arbeiten sondern fortwährend Essen gehen oder bei den großen Companys mal in' Vorgarten gucken. Oder sich auf Messen rumtreiben. Das alles im Tagebuchstil. Und gegen Ende haben sie es natürlich geschafft, die jungen Start-Up Unternehmer, sie waren zwar chronisch unterfinanziert, aber dann, Licht am Ende des Tunnels, sie werden es schaffen. Was also will diese Geschichte eigentlich sagen? Alles wird gut? Ist das etwa die Satire? Wuarg.
Juli Zeh: Spieltrieb
Zwei intelligente und zynische Schüler versuchen sich an der Spieltheorie und stürzen einen Lehrer ins Unglück. Oder Glück, eine Frage der Perspektive. Buch impulsiv gekauft nach der Besprechung in der Zeit, da freuen sich die Marktstrategen. Kauf nicht bereut, bereichernde Geschichte, auch die Ausflüge ins aktuelle Weltgeschehen, wo die Protagonistin der Klasse erklärt, der Westen habe ein Problem, weil nach den Gesetzen von Hollywood (und solch Klassikern wie David gegen Goliath) die Terroristen im Recht sind und wie die Gefährten gegen die große Armee Saurons marschieren. Firlefanz, aber unterhaltsam.