Anfang Februar dort gewesen, wo der „Abschaum“-Tatort spielt. Ein Musterstadtteil für 6500 Menschen aus den 70er Jahren. Heute 2653 Sozialwohnungen, 50% Leerstand, 30% Arbeitslose. Durch eine eingetretene Tür bis ins oberste Stockwerk. Der Fahrstuhl hat hat seit Errichtung keinerlei Veränderung erfahren. Die Anzeige ist kaputt. Oben angekommen, Blick auf die Autobahn, Blick in die Innenhöfe. Sehr unwirklich hier, kaum jemand zu sehen, nur ein paar Kinder spielen. Graffities wechseln sich ab, Türkische Republik vs. Viertes Reich. Durch die Höfe, um die Häuser, durch die Häuser schlängeln sich in Höhe des ersten Stockwerks Fußgängerbrücken. An einigen Ecken Notrufmelder, diese orangen Kästen, wie an der Autobahn. Zeitweise gefühlt wie ein Zoobesucher, hätte einer der Bewohner seinen Käfig verlassen und mich angefallen, ich hätte es ihm nicht verübelt. Dann noch ein wenig umhergegangen, die Schule angeguckt, die paar Läden, Stimmung aufgesogen, es war ein Konsumausflug.
Und dann dieser große Schwarm tieffliegender Vögel. Dunkle Wolken am Himmel, es sieht nach Regen aus. Natürlich, möchte man denken, passt ja auch sehr gut. Stunden später immer noch Beklemmung.
„Coffee Crisis“ gelöst: Absatzmärkte in China und Rußland erschließen. Qualität kontrollieren, fordern, halten. Nachhaltigkeit von den kaffeeexportierenden Ländern verlangen. Wenn doch alles nur so einfach wäre.
Meine durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne bzgl. Blogeintrag schreiben, ein einzelner schneller Gedanke, reicht für rund zehn Zeilen. Danach ist finish, mindestens aber ein Absatz, selten ein weiterer Gedanke, selten auch, dass ein weiterer Gedanke an den ersten herankommt. Da ich aber das Fernsehgerät immer noch nicht angeschlossen habe, nunmehr seit dreieinhalb Monaten ohne auskomme, kann es daran nicht liegen. Dieser Schuldzuweisungsreflex (-komplex, je nachdem) ist echt eklig.
minijob & praktikum
Bei 3sat in eine Reportage geraten über jemanden, der Arbeitssuchenden Menschen hilft, wieder einen Job zu bekommen. Das ist mittlerweile nicht mehr so einfach wenn man schon jenseits der vierzig ist. Ist aber alles eine Frage der Einstellung und so verabschieden sich die ehemals wertgeschätzten Angestellten pflichtschuldig von Traumjob und -gehalt. Statt Assistentin der Geschäftsleitung jetzt eben telefonisch Befragungen durchführen und nebenbei einen Putzservice anbieten. Und wenn alles nichts hilft, der Arbeitsmarkt nichts hergibt, dann einfach alles vergessen, was man jemals gelernt hat. Was man jemals für Ideen und Träume hatte. Einfach mal ein Praktikum in der Altenpflege, Essen austeilen, Alte unter die Dusche stellen: „Das Betriebsklima ist sehr, sehr nett. Also, ich bin hier nicht überfordert oder so. Im Prinzip kann das auch jeder. Da ist nix dabei.“
Die Reportage war dann glücklicherweise auch bald vorbei.
halbe treppe
Die Musik, die Schauspieler, Frankfurt/Oder, all das wird schon gelobt worden sein, deswegen nur ganz schnell: Die Rauhfasertapete. Ist. Göttlich. In keinem anderen Film ist mir das bisher aufgefallen, aber hier durch die sehr ausgesuchte Beleuchtung (um nicht zu sagen: dort fehlend wo möglich) fallen die Schatten der rauhen Fasern in der Tapete: auf. Toll.
# | 18.12.2003, 11:30