Freitag, 5. März 2004

eine abneigung

Septembertextleiche ausgegraben: Draußen ist es kalt und windig. Menschen mit einem Herkunftsort südlich der Elbe würden vielleicht von Regen faseln, Dreckswetter unterstellen, im Prinzip ist also sehr in Ordnung. Was nicht in Ordnung ist, das ist der 70er Jahre Betonbunker für die Geisteswissenschaften. Zigaretten glimmen. Es darf geraucht werden, es wird geraucht, viel, ständigm, die Asche fällt auf eine Art Teppich, dessen giftgrüne Farbe nurmehr erahnbar ist. Einige Neulinge aschen pflichtbewußt in Pappbecher oder auf Zettel, die liegen überall herum, es hilft überhaupt nichts. Licht gibt es nicht, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Dann erkennt man einige fahle Gesichter vor ihren Notebooks. Dann, in fünf Meter Höhe, vereinzelt 40-Watt Birnen. An Lesen ist hier nicht zu denken. Wenn ich mich hier irgendwo hinsetzen würde, ich hätte übelst bedenken, einzunicken, ein paar Stunden dahinzuvegetieren. Dieses Gebäude ist ein Monster und es ernährt sich von Schlaf und Zigaretten. Mit dem Flucht- Ekel- Würgereflex kommen diese Bilder in meinen Kopf: Eine Universität. Helle, große Räume, angeregte Gespräche, niveauvolle Scherze. Stattdessen jetzt nach Hause und Klamotten wechseln, sonst wird mir noch unterstellt, mich tagsüber in verrucht-verrauchten Kneipen rumgetrieben zu haben. Im Prinzip kommt's auf dassselbe raus.

# | 5.3.2004, 10:49 | popup