Sonntag, 15. Dezember 2002

sorgen sie für sauberkeit!

Aus dem Rundbrief des örtlichen CDU-Verbands:

Im übrigen fiel uns auf...

...dass [...] zeitweilig sehr großzügig gepark wird. Muß ein Fahrzeug zwei Plätze belegen?

...dass "gelbe Säcke" so spät an die Straße gestellt werden, daß sie nicht abgeholt werden und 14 Tage, teilweise aufgerissen, liegenbleiben! Ist es zuviel verlangt, den Müll wieder reinzuholen? Sorgen Sie für Sauberkeit in unserem Ort!

So. Der 'dass/daß' Fehler ist übrigens nicht von mir. Es sei hinzugefügt, dass die CDU hier zur Zeit nicht stärkste Fraktion ist und ihr Kandidat zur Wahl des Bürgermeisters peinlichst ignoriert (ergo auch überhaupt gar nicht gewählt) wurde.

# | 15.12.2002, 09:58 | popup

Samstag, 14. Dezember 2002

subversion in hamburch

Viele lustige Aktivisten haben heute unzählige Reiseradios durch Hamburgs Einkaufsmeile (Mö, Alster, etc.) getragen. Es lief FSK, das Freie Sender Kombinat, mit Berichten über Bambule und durchaus gegen den Rechtspopulisten Schill. Für Uneingeweihte: Der Herr Innensenator hat eine kleine Bauwagensiedlung brutal räumen lassen und muss deshalb alle zwei Tage Polizei-Hundertschaften gegen aufgebrachte Demonstranten hetzen. Das geht seit Wochen so. Die Radio-Aktion lief unter dem Motto "Wir tragen die Proteste in die Innenstadt". Schließlich dürfen die ja nirgendwo dort demonstrieren. Aber genau das taten sie.

# | 14.12.2002, 19:18 | popup

Montag, 9. Dezember 2002

sam ragga band: und die welt steht still

Boom Shaka Laka: Raggae wird Pop. Erst Gentleman, der mit seinem neuesten bzw. letzten Album besser geworden ist als die Väter des Stils und dann die Sam Ragga Band. Zunächst auf dem Solo-Album von Jan Delay und jetzt endlich mit eigener Scheibe: Loktown Hi-Life. Großartiges Konzert im Hamburger Schauspielhaus. Die Sam Ragga Band mit Jan Delay, Jessica McIntiyre, Flowin'Immo und Onejiru war zu Gast im Theater. Dabei waren mir diese Leute mit den dicken Hosen bisher immer sehr suspekt. Aber das Konzert war äußerst nett und da konnte nicht mal der Bibabutzemann Flowin'Immo mit seinen jenseitigen Tanzeinlagen und den doppelten Sk8ter Pants etwas dran ändern. Die vorderen Sitzreihen wurden entfernt, so dass man entweder tanzen oder gemütlich in den roten Sesseln sitzen konnte. Für diese Art von Musik und satten zwei Stunden genau die richtige Mischung. Die ganze Geschichte wurde von VIVA mit fünf Kameras aufgezeichnet und läuft als 60-Minuten Schnitt am 12.1. um 23 Uhr auf Mixery Raw Deluxe.

Update: Hier mehr zur Sam Ragga Band! Update2: Über das Album Loktown Hi-Life!

# | 9.12.2002, 17:18 | sam ragga band

Mittwoch, 4. Dezember 2002

das böse kommt selten allein

Moritz Bleibtreu und Fettes Brot in Hamburch gesehen. Neben Boris an der Kinokasse im Abaton gestanden. Understatement. Man ist halt Hanseat. Die haben sich alle diesen Popkultur-Generation-Golf-Avantgarde-Film 'Jeans' angesehen. Wir nicht. Und zwei Stunden später standen die doof im Gang rum, mit Sekt und allem, und wir wollten doch raus. Noch auf 'n Burger.

# | 4.12.2002, 18:53

Dienstag, 26. November 2002

das sieht toll aus

James Nachtwey ist Kriegsphotograph. Warum aus ihm kein zynischer Draufgänger sondern ein aufgeräumter Idealist geworden ist, war gestern auf arte in einer 100-minütigen Dokumentation zu sehen (Filmtipp vom Kutter). Lange Zeit sind die einzigen Schüsse die seiner Kameras. Wie in einem Ego-Shooter blicken wir über die Kamera, sehen Nachtweys Finger am Auslöser, hören das harte Klicken und seine Atemgeräusche. Es geht in den Kosovo, nach Ramallah, Jakarta und Ostjava.

Ich weiß, dass Fotos Verantwortliche zum Handeln zwingen können. Ohne die Bilder von Bürgerkrieg und Hunger in Somalia wäre niemand dort eingeschritten. Ohne die Fotos aus Bosnien wäre der Krieg vielleicht noch immer nicht beendet.

Er selbst wurde mehrfach angechossen, ein Kollege wurde direkt neben ihm erschossen. Im Film tritt trotzdem ein ruhiger Mensch auf, der sich aller Risiken bewusst ist - und doch nicht mehr anders kann. Er braucht den Krieg. Zusammen mit Christiane Amanpour (CNN) besucht er ein Massengrab im Kosovo. Im krassen Gegensatz zum Helden, der in ständiger Angst lebt, vom Leid der porträtierten Menschen zu profitieren, wird die Redaktion des Stern in Hamburg gezeigt. Dort hängen seine Bilder an der Wand und die Auslandsredaktion sucht möglichst reißerische Bilder. Dieses hier, wo der so einsam durch die Trümmer... ganz stark. Und hier, der alte Krüppel - phantastisch. Christian Frei hat einen bewegenden, ernsten Film gedreht, ganz ohne ironische Untertöne wie in 'Bollywood im Alpenrausch', und beweist damit das breite Spektrum seines Könnens (die anderen Filme konnte ich leider noch nicht sehen).

# | 26.11.2002, 08:22 | review