Åsne Seierstad (2004): The Bookseller of Kabul

Eine nette kleine Besprechung gibt es im Guardian. Sultan Khan ist ein weltgewandter liberaler Buchhändler in Afghanistan. Gleichzeitig ein patriarchisches Familienoberhaupt, wie es eben die Tradition verlangt. Ein trauriges Buch, das wenig Annahme zur Hoffnung auf eine bessere, eine gerechtere, Gesellschaft in Afghanistan nach dem Krieg bietet. Der echte Sultan Khan hat später in einem Interview mit dem 'piegel etwas pikiert auf die ungeschönten Schilderungen reagiert, er vermisse etwas Respekt und Dankbarkeit. Aber mit Respekt ist das so eine Sache, Åsne Seierstad hält sich zurück, aber zwischen den Zeilen ist das alles eine große Abrechnung mit den Männern, die „dort“ immer noch zu großen Teilen alten Tradition anhängen. Ein trauriges Buch, am Ende gibt es nur ein ganz klein bißchen Hoffnung. Und das auch nur in dieser geradezu fortschrittlichen Familie.

# | 3.9.2004, 21:31 | books

Anthony Bourdain (2001): Geständnisse eines Küchenchefs. Was Sie über Restaurants nie wissen wollten.

Nun ja, nach „Tellergericht“ ist das meiste sowieso schon bekannt und mir das Essen in Restaurants ohnehin ein graus. Aber natürlich nicht so hinreißend und aus persönlicher Perspektive erzählt wie hier. Locker zu lesen, in zwei gemütlichen Stunden durch. Diese Seite hier scheint aus dem Buch abgeschrieben zu haben und liefert eine nette Aufstellung, was denn so grundsätzlich an Zutaten in der Küche vorhanden sein sollte.

Schlagwörter: Kochen, Essen, Biographie, Insider

# | 25.6.2004, 08:18 | books

Ulrich Fichtner (2004): Tellergericht. Die Deutschen und das Essen.

Nach diesem Buch, nach dieser Polemik, jetzt aber wirklich die Gefahr, in die Slow-food-Szene abzudriften. Wenn dann auch noch der Mitbewohner nur im Bioladen kauft und alles viel besser schmeckt als der Kram aus dem Supermarkt ... Sehr düster, sehr Weltuntergang, sehr viel Leidenschaft fürs Essen. Warum Katzenfutter und Nahrungsmittel sich preislich nicht viel geben, warum in Restaurants dreißig Gerichte auf der Karte stehen (können), warum es irgendwie in ist, viel Fleisch zu essen: All das wird hier erklärt.

Schlagwörter: Essen, Fast-food, Globalisierung, Konsum

# | 24.6.2004, 22:25 | books

Eric Schlosser (2002): Fast Food Nation. What the All-American Meal is Doing to the World.

Viel gelobte Abrechnung mit der Lebensmittelindustrie der Vereinigten Staaten. Außerdem ein kleines Lehrbuch über die schöne neue Welt, in der eine Handvoll großer Konzerne machen, was sie wollen. Das hört sich merkwürdig links an? Die Fakten und Anekdoten, die im Buch zusammengetragen wurden, sind einfach erschlagend. Immer nur die Hoffnung, das es in D’land noch nicht so weit gekommen ist, das die Vorschriften und Kontrollen für Lebensmittel härter sind. Abgesehen davon: Fast-food macht uns alle fertig, selbst wenn wir das nicht essen, auch (Schlosser sagt: vor allem auch, gerade auch) hier.

Schlagwörter: Essen, Fast-food, Globalisierung, No Logo

# | 24.6.2004, 22:12 | books

Dana Bönisch: Rocktage

außerdem Wodka, seine Freunde, mit denen man nicht reden konnte, die Mädchen mit grellrot ausgewaschenen Haaren und Glitzeraugen, Nachts-ins-Freibad-Einbrechen und leuchtend weiße Ärsche überall, bisschen Radiohead für die stilleren Tage und in-letzter-Minute-fürs-Abi-lernen; diese Teenage-Kicks-Zeit war vorbei. Er fühlte sich, als hätte er mal einen Film darüber gesehen. [...] Dann kam die Zeit nach dem Abspann; man wartete darauf, dass die Hauptdarsteller nochmal kurz ein Lied sangen oder verpatzte Szenen gezeigt wurden. Doch es kam nichts.
aus „Rocktage“ von Dana Bönisch

Ein - bis jetzt, Seite 62 - schönes Buch über Sehnsucht und Momente und über die Erinnerung und Wahrnehmung als solche. Die natürlich immer verwischt, weichzeichnet. Und es tauchen so Sachen auf wie (wiederkehrend)

und machte das Licht Aus.
Oder meine Lieblingsstilfigur, dieses: Ihr. Kennt. Das. Vielleicht. Schon. Von: Hier. Einfach ein unverkrampfter Umgang mit Satzzeichen, dazu selbige Herangehensweise an die Realität, surreal, aber schön. Nur am Anfang etwas borniert, dieses üble gedisse von Herrn Stuckrad-Barre und seinen Barbourjacken.

Edit: Später dann doch noch die Reminiszenz, die Anerkennung, das Einreihen in die - unsägliches Wort - Popliteratur: Janosch-bashing. Aber vom feinsten. Erst ein wenig demontieren, dann plötzlich versöhnen. Obwohl das ja auch irgendwie affig ist.

# | 10.1.2004, 21:58 | books